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Biologie der Biber

 

Systematische Stellung
Die zur Ordnung der Nagetiere (Rodentia) gehörende Familie der Biber (Castoridae) entwickelte sich vor 60 Millionen Jahren (Tertiär) mit über 10 fossilen Arten in mehreren Gattungen. Heute besteht die Familie aus nur einer Gattung (Castor) mit zwei Arten, dem Kanadischen Biber (Castor canadensis) in Nordamerika und dem Europäischen Biber (Castor fiber) in Europa und Asien. Beim Europäischen Biber werden mehrere Unterarten unterschieden: Castor fiber fiber in Schweden und Norwegen, Castor fiber albicus an der Elbe (als Elbebiber bezeichnet), Castor fiber galliae an der Rhone, Castor fiber vistulanus in Polen und Rußland, Castor fiber pohlei am Ural und Castor fiber birulai in der Mongolei.

Merkmale
Der Biber erreicht eine Länge von bis zu 1,2 m (davon 30 cm für den beschuppten Schwanz) und ein Gewicht bis 30 kg. Biber sind dem Leben im Wasser hervorragend angepaßt. Schwimmhäute an den fünfzehigen Hinterfüßen treiben den stromlinienförmigen Körper durch das Wasser. Die Ohrmuscheln sind klein und die männlichen Geschlechtsorgane sind im Körperinnern angelegt. Die kleineren, als Greifwerkzeuge ausgebildeten Vorderfüße, werden beim Schwimmen an den Körper angelegt. Der breite, beschuppte Schwanz dient nicht nur der Steuerung beim Schwimmen und Tauchen, sondern auch als Fettspeicher, zur Regulation des Wärmehaushalts und als Stütze beim Sitzen. Bei Gefahr klatscht der Biber mit dem Schwanz auf die Wasseroberfläche und warnt so seine Artgenossen.
 


 

Lebensweise
Biber leben in Einehe. In der Regel bewohnt das Elternpaar mit zwei Generationen von Jungtieren oft mehrere Burgen oder Erdbaue in einem Gewässerlebensraum. Die Größe dieses von einer Biberfamilie genutzten Reviers hängt von mehreren Faktoren ab: Dazu gehören Gewässerart, Wasser-führung, Nahrungsangebot und -kapazität sowie die Familiengröße. Die Reviergröße schwankt mit der Jahreszeit, im Sommer ist sie am größten, im Winter nur sehr gering. Die Grenzen des Reviers werden mit einem Sekret, dem "Bibergeil" markiert.
Die Paarung erfolgt zwischen Januar und März im Wasser. Nach einer Tragzeit von 105 bis 107 Tagen werden bis zu 5, meistens jedoch nur 2 - 3 sehende und behaarte Junge geboren. Sie werden etwa 2 Monate gesäugt. Zu dieser Zeit werden auch die zweijährigen Jungtiere aus dem elterlichen Revier vertrieben. Diese wandern dann bis zu 40 km weit, um sich einen Partner zu suchen und selbst ein Revier zu gründen. Durchschnittlich erreicht jedoch von jedem Wurf nur ein Jungtier die Geschlechtsreife. Zu den wichtigsten Todesursachen beim Biber gehören Jungenverluste bei der Umstellung von Muttermilch auf Grünnahrung, die Umstellung von gehölzreicher Winternahrung auf krautreiche Sommernahrung und Infektionen von Bißwunden nach Revierkämpfen. Weitere Todesursachen sind andernorts natürliche Feinde (Bär, Wolf, Luchs, Vielfraß), Erkrankungen, Parasiten und Hochwasser. In Mitteleuropa stellt dagegen der Straßenverkehr eine bedeutsame Verlustquelle dar. In freier Wildbahn wird ein Biber nicht älter als 10 Jahre, in seltenen Ausnahmen bis 17 Jahre.
Von Juni bis September verlassen die Biber den Bau zwischen 16 und 18 Uhr, kehren zwischen 3 und 6 Uhr morgens zurück, fallen etwa 2 Stunden später in einen bis zum Mittag dauernden Tiefschlaf. In strengen Wintern können sie viele Tage im Bau bleiben, halten aber keinen Winterschlaf (allerdings wird die Körpertemperatur um 0,5°C reduziert), dies wäre schon allein wegen der Hochwassergefahr für die Biber sehr fatal.

Nahrung
Biber sind reine und sehr flexible Pflanzenfresser: Im Sommerhalbjahr ernähren sich Biber hauptsächlich von krautigen Pflanzen und frischen Trieben von Weichhölzern. Wo Teichrosen vorkommen werden auch deren Rhizome (Wurzeln) gerne angenommen.
In verschiedenen Studien wurden bis zu 300 Pflanzenarten als Bibernahrung festgestellt. Fraßschäden durch Biber kommen hauptsächlich an Zuckerrüben und Mais vor. Im Herbst und Winter bilden Zweige und Rinde von gefällten Bäumen und Sträuchern die Hauptnahrung. Meist fällt der Biber Weichhölzer wie Weiden oder Pappeln. Kiefern, Fichten, Eichen, Buchen, aber auch Erlen, werden in wesentlich geringerem Umfang gefällt.
Wenn die Bäume nicht vorzeitig entfernt werden, nutzt sie der Biber in der Regel vollständig. Nachdem die dünnen Zweige und die Rinde gefressen wurden, werden Äste und dünnere Stämme zum Bau und Ausbessern der Burg oder beim Dammbau verwendet. Das größte Interesse zeigen die Biber an Weidengebüschen mit Stammdurchmessern bis 10 cm, denn diese Nahrung ist mit relativ wenig Aufwand an unseren Gewässern in großer Menge erreichbar.
Beim Bäumefällen richtet sich der Biber am Baum auf, dreht den Kopf zur um 90° Grad ab, schlägt die oberen Nagezähne Halt fassend ins Holz und fräst mit den beiden unteren Schneidezähnen im Rhythmus von zwei bis drei Schlägen pro Sekunde den Stamm. Dabei wechselt er laufend die Position. So entstehen jene typischen, sanduhrförmigen Nagespuren. Die außergewöhnliche Beanspruchung der Schneidezähne wird kompensiert: sie wachsen zeitlebens. Die vorhandene Lücke (Diastema) zwischen den Schneide- und den Backenzähnen kann der Biber mit den Lippen schließen, so daß er auch unter Wasser nagen kann.
Bei der Verdauung der schwer verdaulichen Rindennahrung helfen dem Biber eine spezielle Drüse am Mageneingang, ein sehr langer Darm und große Blinddärme, in denen Mikroorganismen die Nahrung weiter aufschließen.

 



Der Arbeitskreis Biberschutz ist eine Fachgruppe des Naturschutzring Segeberg e.V.
Kontakt: Björn Sander, Tel. 0431 / 36 45 703

Diese Seite wurde vom Holtenauer Verlag erstellt.


 
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